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Citroën am Eiffelturm
André Citroën, bekannt für seine markanten Werbeideen, ist es zu verdanken, dass der Eiffelturm über viele Jahre hinweg, das leuchtende und blinkende Wahrzeichen der französischen Hauptstadt war.
1923 suchte ein gewisser Fernand Jacopozzi den Kontakt zu André Citroën. Der Italiener Jacopozzi war von den Erben des kurz zuvor verstorbenen Gustave Eiffel gebeten worden, für die 1925 in Paris stattfindende internationale Kunstgewerbeausstellung eine Illumination für den Eiffelturm zu entwerfen - genauso wie damals, 1889, zur Einweihung des Turmes. Aufgrund der immensen Kosten winkten die Erben von Gustave Eiffel jedoch ab. Jacopozzi war besessen von der Idee, den Eiffelturm zu einem leuchtenden Wahrzeichen zu machen. Hatte er sich zuvor schon mit dem Bau von Leuchtschildern befasst, wäre die Illumination des Eiffelturms die Krönung seiner Karriere gewesen.
Er machte sich kurzerhand auf die Suche nach potenten Geldgebern. Als erstes nahm er Kontakt mit dem Kaufhaus Magasins du Louvre auf. Hierfür hatte er viele Jahre die Weihnachtsbeleuchtung gebaut. An Jacopozzis Plänen zur Beleuchtung des Eiffelturms bestand dort jedoch kein Interesse. Der nächste potentielle Geldgeber war André Citroën. Jacopozzi präsentierte Citroën diverse Skizzen und Modelle - konnte ihn jedoch nicht von dem Vorhaben überzeugen, da es bereits andere kostspielige Projekte im Hause Citroën gab (Croisière Noire, Ausbau der Produktionsanlagen, Ausbreitung des europäischen Händlernetzes).
Die Geschichte nahm dann einen ungewöhnlichen Lauf. Es machte das Gerücht die Runde, André Citroën
wolle den Eiffelturm kaufen. Dieses bekam auch Henry Ford zu Ohren. Dieser zögerte nicht lange und
entsandte einen Vertrauensmann nach Paris, damit dieser ein höheres Angebot als Citroën abgeben
konnte. Die Ford-Mannen hatten tatsächlich geplant, den Eiffelturm, so man denn den Zuschlag bekommen
hätte, zu demontieren, in die USA zu verschiffen und dort wieder aufzubauen.
Es stellte sich aber heraus, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Vom Verkauf des Turmes war nie
die Rede.
Inzwischen war wohl auch André Citroën über die Pläne des
Automobilproduzenten aus Detroit informiert worden. Trotz der hohen
Kosten von ca. 500.000 FF, die dieses Projekt mit sich bringen würde,
stimmte er diesem einmaligen Projekt zu - noch bevor Henry Ford
wenigstens den Zuschlag für die Beleuchtung des Turmes bekommen
hatte.
Die Illumination machte die Installation von mehr als 250.000
Glühbirnen erforderlich.
Die einzelnen Buchstaben C I T R O Ë N und das Doppelwinkel-Logo
wurden aus Glühbirnen unterschiedlicher Leuchtstärke und in sechs
unterschiedlichen Farben auf riesigen Holzgestellen montiert. Die Fläche der einzelnen Buchstaben
variierte zwischen 600m² und 1.200m². Die größten Buchstaben hatten eine Höhe von 35m.
Was die Länge der verwendeten Kabel angeht, widersprechen sich die wenigen Quellen zu diesem Thema
erheblich. Einerseits ist von 90.000 Metern die Rede, andererseits ist von 600.000 Metern die Rede.
Montiert wurde die gesamte Anlage von Hochseilakrobaten und Zirkusartisten. Nur
diese Personen waren in der Lage, die schwierigen Kletterarbeiten am Turm
auszuführen. Stolz konnte man auf die Tatsache verweisen, dass es während der
gesamten Zeit, in der die Illumination montiert und später auch immer wieder
verändert wurde, nie zu einem Unfall gekommen ist.
Für die Spannungsversorgung wurde eigens ein Umspannwerk am Fuße des Turmes
errichtet. Die Steuerzentrale befand sich auf der zweiten Ebene des Turmes. Hier
liefen alle Kabel zusammen und von hier aus konnte die Art der Beleuchtung
programmiert und gesteuert werden.
Rechtzeitig zur Eröffnung der internationalen Kunstausstellung, am Abend des 4. Juli 1925 gegen 22.00 Uhr, wurde die Illumination erstmals eingeschaltet.
Unzählige Sterne leuchteten auf, welche sich danach in kometenartige Gebilde verwandelten. Die vier Bögen des Turmes erstrahlten in hellem Licht, danach leuchteten erstmals die acht Doppelwinkelsymbole an den vier Flanken unterhalb der zweiten Ebene des Turms auf. Dann endlich erstrahlten zum ersten Mal die großen Buchstaben, der Reihe nach geschaltet: C, I, T, R,O, Ë und zum Schluss das N.
Viele Tausend Pariser erlebten dieses großartige Schauspiel. André Citroën, Ehefrau Georgina und die drei ältesten Kinder erlebten das Spektakel in unmittelbarer Nähe des Eiffelturms.
Selbst aus vierzig Kilometern Entfernung war das Lichtspiel zu bewundern. Die Illumination wurde während der Kunstausstellung jeden Abend wiederholt. Später wurde die Beleuchtung aus Kostengründen nur noch Sonntags eingeschaltet. Damit Schäden an den Glühbirnen und Kabeln unvermittelt behoben werden konnten, wurde eigens eine Wartungsmannschaft am Turm stationiert.
Diese Wartungsmannschaft war auch für Umbauten der Beleuchtungsanlage verantwortlich, denn man ließ
es nicht bei dieser einen Ausführung bewenden. Zum alljährlich in Paris stattfindenden Automobilsalon
wurde die Beleuchtung jedes Mal verändert!
1934 wurde die Uhr um ein 160 Meter hohes Thermometer ergänzt, welches selbstverständlich die aktuelle
Temperatur anzeigte. In anderen Jahren wurden die jeweiligen Modellbezeichnungen neuer Citroën-
Modelle mit in die Darstellung eingebunden.
Nach dem Konkurs der Firma Citroën 1935 und der sich anschließenden Übernahme durch den
Hauptgläubiger Michelin, wurde ein harter Sparkurs gefahren, wodurch die weitere Illumination des
Eiffelturms 1936 eingestellt wurde. Letztmalig erstrahlte der CITROËN-Schriftzug am 26. Mai 1936 am
Eiffelturm.