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Citroën und Opel

Ersatzteilbestellungen für den Opel 4/12 PS und ein französischer Zulieferer bot der Firma Citroën Teile für den "deutschen Citroën" an.

Vor Gericht haben die Anwälte beider Firmen nichts unversucht gelassen, die Unschuld bzw. Schuld des anderen zu beweisen. Es wurde z.B. eine Fehlkonstruktionen an der Hinterachse beleuchtet, welche bei den ersten 5HP-Fahrzeugen noch vorhanden war, aber schon nach kurzer Zeit überarbeitet wurde. Genau dieses  Detail wiesen die Opel-Fahrzeuge noch lange nach Produktionsstart auf.
Auch spielten politische Gründe eine Rolle. Man befand sich in der Zeit der Ruhrgebietsbesetzung durch französische Soldaten, zur Erfüllung von Reparationsleistungen an die Alliierten als Folge des ersten Weltkrieges. Wer würde sich in dieser Zeit schon ein Automobil zulegen wollen, welches ein französisches, also feindliches Vorbild hatte? Opel führte an, dass allein die Vaterlandsliebe es verböte, eine Kopie des Citroën zu bauen und anzubieten.

In einem 1925 veröffentlichten Zeitungsbericht zur Internationalen Automobilschau in Berlin sieht man in Citroën sogar den Auslöser des Konfliktes mit Opel. Dort wird berichtet: "
(…) Ja, diese USA-Autos sind herzlich unbeliebt in Germany (…), ferner Frankreich, dessen André Citroën den Opel Laubfrosch um mehr als zwei Jahre "vorauskopiert" hat (…)".

Fakt ist, dass für den Citroën 5HP kein patent- oder Gebrauchsmusterschutz bestand. Lediglich die Winkel-Verzahnung des Getriebes war patentiert. War der fehlende Schutz der Freibrief für Opel?

Letztendlich verlor Citroën 1926 den Gerichtsprozess am Berliner Landgericht. Das Revisionsverfahren wurde im Juni 1927 vom Berliner Kammergericht endgültig abgewiesen. Aufgrund des Gutachtens eines Professors der Technischen Hochschule Darmstadt, welcher übrigens ein Freund der Familie Opel war, entschieden die Richter, dass der Opel Laubfrosch kein Nachbau des Citroën sei. Ein Nachbau wäre zudem nur dann nicht erlaubt oder gar sittenwidrig, so die Freispruchsbegründung des Gerichts, wenn der „Nachbauer entweder den Vorbildner im Preis unterbiete“ oder das „Publikum über die Herkunft seines Erzeugnisses irreführe“. Außerdem seien die Unterschiede der Fahrzeuge durch eine andere Form des Kühlergrills und der verwendeten Farbtöne groß genug, um eine Verwechslung auszuschließen.

Nach 80.232 Exemplaren hatte Citroën die Produktion des 5HP bereits 1926 eingestellt. Der Opel 4/12 PS wurde modifiziert und noch bis 1931 weitergebaut und brachte es auf über 120.000 Stück.

Randbemerkung:
Im Zusammenhang mit der Citroën-Opel-Affäre wird immer wieder behauptet, die Redensart "Das ist dasselbe in Grün" sei aufgrund des Plagiats-Affäre und der grünen Farbe des Opel entstanden. Dieses ist nicht korrekt, obschon die Angelegenheit wohl dazu beigetragen hat, dass die Redensart noch heute angewendet wird, zumindest aber bekannt ist.

Für die Vertiefung dieses Themas verweise ich auf den entsprechenden Wikipedia-Eintrag
Dasselbe in Grün
Citroën gehört bekanntermaßen schon seit 1975 zum PSA-Konzern. Seit 2017 gehört auch Opel zum PSA-Konzern. Somit sind die einst rivalisierenden Marken Citroën und Opel nun unter demselben Konzerndach vereint, was bedeutet, dass äußerlich unterschiedliche Fahrzeuge durch die Plattformstrategie von PSA viele Gemeinsamkeiten aufweisen.

Eine interessante Geschichte verbindet die Firmen Citroën und Opel, denn es gab schon einmal sehr ähnliche Fahrzeuge dieser Firmen, nämlich den Citroën 5HP Typ C von 1921 und den Opel 4/12 PS von 1924. Der Opel wurde im Volksmund aufgrund der anfänglich ausschließlich grünen Lackierung schnell als "Opel Laubfrosch" bezeichnet. Der Citroën wurde aufgrund der gelben Lackierung als "Le Citron", also Zitrone, bezeichnet.
Das Äußere der Fahrzeuge wies eine frappierende Ähnlichkeit auf. Beide hatten fast identische Abmessungen, Frontmotor, Heckantrieb und ein spitz zulaufendes Bootsheck.

Ähnlich wie Citroën es mit dem 5HP einige Jahre zuvor erfolgreich vorgemacht hatte, wollte auch Opel ein Fahrzeug in Großserie auf dem Fließband produzieren. 1924 investierte Opel daher rund eine Million Goldmark, um das Rüsselsheimer Werk entsprechend umzubauen. Für die Neukonstruktion eines neuen Fahrzeuges fehlte jedoch die Zeit, so dass man sich kurzerhand bei der Konkurrenz bediente. Es wurden insgesamt fünf Citroën 5HP angeschafft, welche als Vorbild für den Opel 4/12 PS dienten. Gespräche oder gar Lizenz-Vereinbarungen mit Citroën hat es nie gegeben. Opel schaffte es so, binnen kurzer Zeit zum ersten Großserienhersteller von Automobilen in Deutschland zu werden. 
Nachdem der kleine Opel 1924 auf dem Genfer Autosalon präsentiert worden war, zeigte man sich in Paris pas amusé. Schnell machte der Begriff Plagiat die Runde und Citroën zog vor Gericht. Ein langer Gerichtsprozess, welcher sich über drei  Jahre hinzog, war die Folge. Im August 1925 wurde ein Teilerfolg Citroëns kolportiert, welcher in der deutschsprachigen Presse wie folgt dargestellt wurde (Tageblatt Nr. 193 vom 20. August 1925):
"Der Citroen-Opel-Prozeß

Industrielle Kreise sind lebhaft interessiert an dem
Ausgang des großen Prozesses zwischen den Firmen
Opel und André Citroen. Die Firma Opel hat den
französischen Wagen genau nachkopiert, ohne jedoch
Lizenzgebühr zu bezahlen. Die deutsche Firma
leugnet das Plagiat. Der Ausgang des Prozesses ist
umso interessanter, da die deutschen Gesetze die
Chancen der Firma Opel noch erhöhten. Doch hat
sich der Prozeß zu Gunsten von Citroen entschieden
und die deutsche Firma muß 500 000 Goldmark für
den Schaden, der durch die Fabrikation der ersten
Wagen entstanden ist, bezahlen. Für den Fall, daß Opel
die Firma Citroen nicht in diesem Sinne befriedigen kann, hat Citroen das Recht, sämtliche Wagen, die aus der Fabrik gehen, beschlagnahmen zu lassen. Dieses Ergebnis des Prozesses bedeutet für Opel einen Halb-Konkurs, da diese Firma wahrscheinlich die als Schadensersatz verlangte Sunme nicht wird bezahlen können.
"
Die Reaktion Opels auf den Zeitungsbericht hat nicht lange auf sich warten lassen. Nur wenige Wochen später musste die Redaktion des Tageblattes folgende Gegendarstellung veröffentlichen:

"
Rüsselsheim a. M., 5. Sept. 1925

An die Redaktion des "Tageblatt"!
Die Nummer 193 Ihrer Zeitung vom 20. August ds. Js. enthält eine Notiz über den Prozeß Citroen=Opel, die von Anfang bis Ende unwahr ist. Auf Grund allgemeiner gesetzlichen Bestimmungen bitte ich Sie, kurz nachstehende Berichtigung zu bringen.
Die Firma Citroen glaubt gegen die Firma Opel vorgehen zu können, weil die Firma Opel angeblich ihren kleinen grünen, unter dem Namen "Laubfrosch" bekannten Wagen dem Citroen=Wagen nachgebaut hat. Richtig ist, daß der Citroen=Wagen in allen seinen Teilen eine Kopie anderer, besonders amerikanischer Wagen ist, und daß der Opelwagen auf Grund mehr als 20jähriger eigener Erfahrungen in der eigenen Fabrik hergestellt wird, sodaß das Vorgehen Citroens völlig aussichtslos ist, zumal beim dem Citroen=Wagen mit Ausnahme der Pfeilverzahnung an der Hinterachse nichts patentamtlich geschützt ist.
In dem anhängendem Prozeß ist bisher überhaupt noch nicht zur Sache verhandelt worden, weil Citroen noch nicht einmal die verlangte Kosten=Sicherheit geleistet hat. Erst wenn diese Sicherheit geleistet ist, wird zum ersten Male Ende Oktober zur Sache verhandelt, und der Ausgang dieser Verhandlungen kann nach dem Sachverhalt nicht zweifelhaft sein.
Zum Schlußsatz ist noch zu bemerken, daß die Firma Opel auch selbst nach Zahlung der 500 000 Mark Geldstrafe sehr wohl im Stande wäre, die Firma Citroen aufzukaufen, also auch dann noch von einem Halbkonkurs sehr weit entfernt ist.
Im Interesse der Wahrheit hoffe ich, daß sie diese Berichtigung möglich umgehend bringen und bitte gleichzeitig um Einsendung eines Beleg=Exemplares.              Hochachtungsvoll Adam Opel.
"
Wie sehr die Ähnlichkeit der Fahrzeuge für Verwirrung gesorgt hat, zeigt u.a. ein Zeitungsbericht in der Berliner Automobilzeitung, in dem berichtet wurde, dass Citroën der Firma Opel eine Lizenz zum Bau des Fahrzeuges erteilt habe. Ausländische Citroën-Vertretungen erhielten