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Croisière Noire - Die schwarze Kreuzfahrt
Nachdem die Durchquerung der Sahara sehr erfolgreich verlaufen ist, gibt André Citroen 1924 eine weitere
Fernfahrt in Auftrag. Zum einen ist es eine bedeutende Werbeaktion, zum anderen dient diese neue
Expedition der wissenschaftlichen Erforschung bisher unbekannter Gebiete französischer Kolonien in Afrika.
Zur Croisière Noire, der Expédition Citroën Centre Afrique, wie dieses Abenteuer auch bezeichnet wird,
gelingt es André Citroën, neben seinen eigenen Fahrern und Mechanikern, auch Ethnologen, Geologen,
Biologen und einen Kunstmaler für diese Tour zu begeistern. Trotz der Erfahrung, welche man bei der
Durchquerung der Sahara gesammelt hat, ist diese neue Expedition ein waghalsiges Unternehmen.
Es kommen wiederum die geländegängigen Halbketten-Fahrzeuge zum Einsatz, welche aber -im Gegensatz
zu den Fahrzeugen der Sahara-Durchquerung- deutlich überarbeitet und verbessert wurden.
Die Fahrzeuge mit der
Modellbezeichnung B2
Autochenille Croisière
Noire (10HP) sind
technische Wunderwerke,
zumindest auf die
damalige Zeit bezogen.
Im September 1924 geht
es los. Acht Raupen-
fahrzeuge, beladen mit
Unmengen Ausrüstungs-
gegenständen, teilweise
mit Anhängern, gehen auf
die Reise. Zuerst geht es
nach Marseille, von wo die Fahrzeuge am 2. Oktober 1924 nach Oran (Algerien) verschifft werden. Hier trifft
man am 4. Oktober ein. In Oran werden die Fahrzeuge auf Eisenbahnwagen verladen. Am nächsten Tag
trifft das Material in Colomb-Béchar (Algerien) ein, dem Sammel- und Startpunkt der Expedition. Nach und
nach treffen dort dann auch die insgesamt 19 abenteuerlustigen Männer ein, die an dieser Fahrt teilnehmen.
Am frühen Morgen des 28. Oktober 1924 beginnt dann die Durchquerung des afrikanischen Kontinents.
Insgesamt liegen ungefähr 20.000 km vor ihnen. Zielort ist Tananarive auf Madagaskar.
Madagaskar war seinerzeit französische Kolonie. Aus diesem Grunde hatte sich der damalige französische
Staatspräsident Doumergue gewünscht, die Tour in unserer schönsten Kolonie enden zu lassen.
Schier endlose Wüsten sind zu durchqueren, unzählige Pannen halten die Expedition immer wieder auf,
unsägliche Hitze, aber auch große Kälte in den Nächten macht der Mannschaft zu schaffen - aber alle haben
ein Ziel vor Augen: Den Erfolg und die Ankunft in Tananarive. Den Teilnehmern ist bewusst, dass diese
Expedition einmal Geschichte schreiben wird, denn sowas hat es vorher noch nie gegeben!
Eine ausführliche Beschreibung der Reise an dieser
Stelle würde den Rahmen sprengen, daher nachfolgend
nur die wichtigsten Etappenziele in chronologischer
Reihenfolge:
29. Oktober: Beni Abbès
4. November: Adrar
8. November: Ouallene
Bis hierher sind knapp 900 km der Reise geschafft. Vor
Durchquerung der Tanezrouft-Wüste entschließt man
sich, die Fahrzeuge gründlich zu überholen. Hierfür
werden drei Tage benötigt.
18. November: Bourem (Niger)
21. November: Gao
Gao war der Endpunkt der ersten Durchquerung der
Sahara im Jahre 1923. Bis jetzt hat die Expedition ca.
2.000 km hinter sich gebracht.
24. November: Niamey
In Niamey findet ein offizieller Empfang der Expedition
statt. Zum Empfang der Fahrzeuge reiten über 2.000
Tuareg den Fahrzeugen entgegen. Es werden prunkvolle
Feste gefeiert. Die Expeditionsteilnehmer gönnen sich
anschließend eine kleine Ruhepause.
1. Dezember: Zinder
14. Dezember: M´Gigmi
21. Dezember: Mao
24. Dezember: Fort Lamy
Bis jetzt hat die Karawane ungefähr 4.400 km
zurückgelegt. In Fort Lamy wird eine kleine Pause
eingelegt. Es ist Weihnachten. Die Expeditionsleiter Haardt,
Audouin, Poirier, Specht und Bergonier fahren mit einem
Schiff den Fluss Schari hinauf zum Tschad-See, um hier
Erkundungen durchzuführen. Den Jahreswechsel
verbringen die Männer am Tschad-See.
7. Januar: Fort Archambault
11. Januar: Bangui
12. Januar: Überquerung des Ubangi-Flusses
Erstmals auf der Reise wird französisches Kolonialgebiet
verlassen. Man kommt nach Belgisch-Kongo.
19. Januar: Ouadaï
25. Januar: Am-Dafok
Insgesamt lässt man es nun etwas gemächlicher angehen. Man geht auf Großwildjagd und erkundet den
Urwald. Zwischenzeitlich werden auch die Fahrzeuge nochmal gründlich überholt.
Am 1. März bricht die Karawane in Bangassou wieder auf. Ziel
ist Stanleyville am Ufer des Kongo. Eine mörderische Strecke
liegt vor den Männern. Fast 500 km Urwaldpiste. Für diese
relativ kurze Strecke werden 12 Tage benötigt, mit anderen
Worten, man schafft durchschnittlich nur ungefähr 40 Kilometer
am Tag. Am 12. März wird Stanleyville erreicht. Inzwischen hat
man gut 9.000 km Strecke bewältigt.
19. März: Buta
28. März: Niangara
3. April: Kasenyi
13. April: Überquerung des Albert-Sees.
Mit Eintreffen in Butiabwa erreicht man den englischen Teil
Ugandas. Drei Tage später trifft man in Kampala ein. Hier sind
wiederum einige Ruhetage vorgesehen. Man ist inzwischen
sechs Monate unterwegs und hat 11.000 km zurückgelegt.
Mit Eintreffen in Butiabwa erreicht man den englischen Teil
Ugandas. Drei Tage später trifft man in Kampala ein. Hier sind
wiederum einige Ruhetage vorgesehen. Man ist inzwischen
sechs Monate unterwegs und hat 11.000 km zurückgelegt.
Die Männer teilen sich nun in vier Gruppen mit je zwei
Fahrzeugen auf. Der französische Staatspräsident hatte darum
gebeten, im Hinblick auf künftige interkontinentale
Verbindungsrouten nach möglichen Zufahrtswegen zu den Häfen
am Indischen Ozean (Kapstadt, Beira, Daressalam und
Mombasa) zu suchen. Ziel war es, von dort nach Madagaskar
übersetzen zu können, das bis dato keine regelmäßige
Schiffsverbindung mit dem Festland hatte.
Am 20. April startet die erste Gruppe unter
Leitung von Louis Audouin-Dubreuil durch
Uganda nach Kenia. Man durchquert Nairobi
und Moshi und erreicht am 16. Mai 1925 die
Hafenstadt Mombasa.
Die zweite Gruppe unter Leitung von Major
Bettembourg wählte die relativ kurze Route
über Kendao, Handeni, Begamayo nach
Daressalam, wo sie am 15. Mai eintrifft.
Am 20. Mai lässt man sich verschiffen, um
nach Madagaskar in die Hafenstadt Majunga
zu gelangen. An Bord des Schiffes trifft man
auf die erste Gruppe, welche tags zuvor in
Mombasa an Bord gegangen war.
Man trifft am 22. Mai in Majunga ein und fährt dann gemeinsam nach Tananarive, wo man am 26. Mai 1925
eintrifft. Die dritte Gruppe unter der Leitung von Georges-Marie Haardt wählt die Route über Dodoma, Iringa,
Tukuyu, entlang des Njassa-Sees nach Livingstonia, weiter über Blantyre nach Mosambik.
Für diese dritte Gruppe organisiert André Citroën persönlich den Schiffstransport. Da es zwischen Mosambik
und Madagaskar keine Schiffsverbindung gibt, wird auf Bitten von André Citroën ein Postdampfer von
seiner üblichen Route abgezogen. Dieser bringt die beiden Fahrzeuge nach Majunga. Die dritte Gruppe
erreicht am 26. Juni Tananarive.
Deutlich länger und beschwerlicher ist der Weg der vierten Gruppe unter Leitung von Charles Brull.
Man macht sich auf den Weg zur Südspitze Afrikas, nach Kapstadt. Der Weg führt über Albertville in
Belgisch-Kongo, Kabalo, Bukama, Elisabethville, Broken Hill (Rhodesien) quer durch das damalige Britisch-
Südafrika nach Kimberley und letztendlich nach Kapstadt.
Diese nochmals ca. 6.000 km lange Strecke wird in
drei Monaten bewältigt. Am 1. August erreicht man
Kapstadt und am 15. August schifft man ein. Nach
einem Zwischenstopp in Durban trifft man am 27.
August 1925 in Tulear, an der Südspitze von
Madagaskar ein. Am 8. September trifft auch die
vierte Gruppe wohlbehalten in Tananarive ein.
Die Expeditionsteilnehmer bringen große Mengen an
Informationen mit nach Frankreich zurück. Einige
Gebiete sind erstmals kartographisch erfasst
worden. Die mitgereisten Biologen finden einige
bislang unbekannte Insektenarten. Viele
Jagdtrophäen und Gastgeschenke werden mit nach
Frankreich gebracht. Die Erforschung des
afrikanischen Kontinents hat mit dieser Expedition
einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht.
Wie auch schon nach der Durchquerung der Sahara einige Jahre zuvor, wird ein Kinofilm aus dem unterwegs
entstandenen Filmmaterial gemacht. Er wird zum Kassenschlager der französischen Kinos.
André Citroën feiert diesen Erfolg, aber es wird nicht das letzte Abenteuer dieser Art sein. Nur wenige Jahre
später startet eine neue Kreuzfahrt - eine spektakuläre und abenteuerliche Reise in das damals noch fast
unbekanntes China.
Technische Daten:
- Motor-Typ: 2 B / 4-Zylinder / Bohrung x Hub 68 mm x 100 mm
- Hubraum: 1.452 cm³ (seitliche Ventile, Zylinderkopf abnehmbar)
- Leistung: 14,7 kW (=20 PS) bei 2.100 U/min
- Magnetzündung
- Wasserkühlung, Kühler mit abnehmbaren Kühlrippen und zusätzlicher seitlicher Kühlung
- Dampfkondensator
- Luftfilter auf dem Ansaugrohr
- Einscheiben-Trockenkupplung
- 3-Gangschaltung mit Übersetzung in der Radtrommel und Untersetzung an der Hinterachse
- Insgesamt 6 Vorwärts- und 2 Rückwärtsgänge
- Antrieb der hinteren Raupenfahrwerke
- Differenzialsperre
- Schneckenrad-Lenkgetriebe mit automatischem Bremssystem
(Bei Lenkeinschlag wird die zugehörige Raupe gebremst.)
- Blattfederung vorn und hinten
- Fahrwerk:
hinten vulkanisierte Gummi-Leinenbänder,
angetrieben wird das hintere Kettenrad;
vorne Scheibenräder mit Luftbereifung
- Spezialkarosserie aus Aluminium (Dural)
- 3 Sitzplätze
- 60 Liter Frischwassertank
- 300 Liter Benzintank
- Staufächer für Ausrüstungsgegenstände
- Zugvorrichtung für Anhänger
- Fahrzeuggewicht: ca. 1.200 kg
- Nutzlast: ca. 700 kg
- Geschwindigkeit: 14 - 35 km/h (je nach Geländebeschaffenheit)
- Verbrauch: ca. 16 l/100 km (Straße); max. 30 l/100 km (Gelände)