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Engrenages Citroën
CITROËN - dieser Name steht nicht nur für den Bau von Automobilen, sondern gleichzeitig für die Produktion von winkelverzahnten Zahnrädern und Getrieben.
Im April 1900 reiste André Citroën zu seiner Schwester Jeanne, die in Warschau (Polen) lebte und mit dem Bankier Bronislav Goldfeder verheiratet war. Er begleitete seinen Schwager auf einer Geschäftsreise. Man besuchte u.a. einen kleinen Industriebetrieb, der sich auf die Fertigung von winkelverzahnten Zahnrädern aus Holz spezialisiert hatte. André Citroën erkannte sofort das Potential dieser Erfindung. Es gelang ihm, das Patent für die Fertigung von Zahnrädern dieser Bauform zu erwerben. Es darf angenommen werden, dass dieses mit finanzieller Unterstützung seines wohlhabenden Schwagers geschehen ist.
Der Vorteil der Winkelverzahnung liegt auf der Hand. Im Gegensatz zur geraden Verzahnung sind bei der Winkelverzahnung die Zähne ununterbrochen im Einsatz. Der Lauf der Zahnräder ist dadurch materialschonender und auch leiser. Gleichzeitig können bedeutet größere Kräfte übertragen werden.
Wieder in Frankreich angekommen
nahm André Citroën Kontakt auf mit
seinem Schulfreund Jacques Hinstin.
Dieser betrieb zusammen mit seinem
Bruder Paul eine kleine Fabrik in
Essonnes nahe Corbeil zur Fertigung
von Maschinenbauteilen, welche zum
Bau von Lokomotiven gebraucht
wurden. Jacques-Léon Hinstin war
begeistert von den neuartigen
Zahnrädern. Kurzerhand gab er André
Citroën eine Anstellung in seiner Firma.
Blick auf die Fertigungshalle
am Quai de Grenelle
1905 gründete André Citroën, zusammen mit Paul und Jacques-Léon Hinstin und André Boas die Firma "Hinstin Frères, Citroën & Cie", welche ausschließlich winkelverzahnte Zahnräder und Getriebe produzierte, überwiegend für die aufstrebende Textilindustrie, aber auch für andere Einsatzzwecke, z.B. für Steuerungseinrichtungen von Schiffen. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von Paul Haarbleicher, dessen Tochter mit dem Bruder von André Citroën, Hughes Citroën, verheiratet war.1908 verfügte die Firma bereits über 10 Maschinen, welche die Fertigung von Zahnrädern mit einem Durchmesser von bis zu 5 Metern ermöglichte. Im Laufe der nächsten Jahre wuchs die Firma unaufhörlich.
1913 war dann das Maximum dessen erreicht, was am angestammten Produktionsort gefertigt werden konnte. Man errichtete ein neues Werk in Paris am Quai de Grenelle, etwas südlich des Eiffelturms. Hatte man zuvor schon diverse Arbeiten nach außerhalb vergeben, so hatte man nun alle Arbeitsprozesse unter einem Dach vereint.
Mittlerweile war es möglich, Zahnräder mit einem Durchmesser von 9 Meter zu fertigen. Für Walzstraßen fertigte man winkelverzahnte Spezialwellen bis zu einer Breite von 3 Metern.
Blick in die große Fertigungshalle am Quai de Grenelle
Quelle: Prospekt ENGRENAGES CITROËN, 1913
Um den Weg zum Kunden zu verkürzen, wurden innerhalb Frankreichs schon sehr früh Niederlassungen in Lille, Nancy, Nantes, Lyon, Rouen und Epinal errichtet.
Auch im Ausland entstanden Büros mit angeschlossenen Niederlassungen. Hier sind in erster Linie London (1906) mit acht angeschlossenen Niederlassungen im Vereinigten Königreich und Brüssel (1907) mit einer Agentur in den Niederlanden zu erwähnen.
Durch die langjährige Erfahrung bei der Herstellung von winkelverzahnten Zahnrädern und Getrieben genoß die Firma, inzwischen zur Société Anonyme des Engrenages Citroën umstrukturiert, einen hervorragenden Ruf im In- und Ausland. Insbesondere in Russland war die Nachfrage nach Citroën-Zahnrädern und Getrieben sehr groß. Um die hohen Transport- und Zollkosten zu umgehen, wurde 1911 eine Niederlassung in Moskau gegründet, welche ab 1912 die für den russischen Markt benötigten Zahnräder und Getriebe produzierte.
Bei der Firma Skoda in Pilsen wurden Citroën-Zahnräder in Lizenz gefertigt. Die hier produzierten Zahnräder waren u.a. für die Märkte in Österreich und Deutschland bestimmt.
Citroën-Reduktionsgetriebe zum Betrieb einer Seilwinde im Bergwerk Quelle: Prospekt ENGRENAGES CITROËN, 1913
Zwischen 1910 und 1914 wurden zahlreiche Patente angemeldet, z.B. für Reduktionsgetriebe und Steuerruderantriebe für Schiffe und U-Boote.
1914 fand die Zahnrad-Produktion aufgrund des Kriegsausbruchs ein Ende. André Citroën musste an die Front - und kam schon bald mit einer neuen Aufgabe für seine Fertigungsanlagen zurück - der Produktion von Granaten...
Weiterführender Link: Citroën und Granaten