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YACCO mit Citroën Rosalie auf Rekordfahrt
Obwohl André Citroën kein Motorsportfreund war, nutzte er auch diese Möglichkeit, seinen Namen
bekannter zu machen - anfangs allerdings eher widerwillig.
Ausnahmsweise stammte diese Werbeidee nicht von Citroën selbst, sondern von YACCO, eine der damals
führenden Mineralölfirmen Frankreichs. YACCO kaufte 1931 einen serienmäßigen Citroën C6F. Hiermit sollte
bewiesen werden, dass das neue YACCO-Öl den Motorverschleiß deutlich senkt. Für die geplante
Rekordfahrt wurde die Karosserie des Fahrzeugs von César Marchand
modifiziert, der Motor blieb weitestgehend unverändert. In der Zeit
vom 22. Oktober bis zum 1. November 1931 legten fünf Fahrer mit
dem Fahrzeug, welches den Kosenamen "Rosalie" bekam, auf der
Rennstrecke von Montlhéry 25.000 km zurück. Es wurde rund um die
Uhr gefahren, die erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 108
km/h. Es wurden insgesamt 14 internationale Rekorde aufgestellt. Ein
beeindruckendes Ergebnis, welches André Citroën jedoch verärgerte.
Zum einen glaubte er nicht an die Werbewirksamkeit von Autorennen,
zum anderen hatte er gerade einen Liefervertrag mit Mobil-Oil unterzeichnet.
Im Frühjahr des Jahres 1932 startete YACCO eine weitere Rekordfahrt. Der
Rekordwagen wurde mit dem Motor des Citroën C6G ausgestattet, blieb
ansonsten jedoch praktisch unverändert. Vom 5. März 1932 an jagte der
Rosalie 2 getaufte Wagen über die Strecke. Ziel war es, die 100.000 km-
Marke zu knacken. Am 14. April wurde das Ziel erreicht - 100.000 km ohne
Unterbrechung, ohne Pannen und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit
von 104 km/h. Zum Ende dieser Rekordfahrt machte André Citroën sich auf
den Weg nach Montlhéry. Er organisierte ein Bankett für die Siegertruppe
und verlangte, den Wagen wieder auf die Strecke zu schicken. Man
beschloss, solange weiterzufahren, bis ein Defekt den Wagen stoppen würde.
Beflügelt von der enormen Leistung "seines Autos", bot André Citroën dem
Hersteller, der diese Leistung bis zum 1. Oktober 1932 übertreffen sollte,
eine Prämie in Höhe von einer Million Franc.
Am 29. April blieb der Tacho von Rosalie 2 nach dem Bruch eines
Nockenwellenrades bei 134.846 km stehen. Werbeanzeigen vermeldeten
später eine gefahrene Strecke von 136.000 km.

60 internationale und 30 Weltrekorde sind die beeindruckende Bilanz dieser Rekordfahrt. Wer hätte damals
die von André Citroën ausgelobte Prämie einstecken können? Das konnte nur André Citroën selbst sein -
natürlich mit einem Citroën.

Mit den Fahrzeugen Rosalie 3 (Citroën 8 CV / 6-Zylinder) und Rosalie 4 (Citroën 8 CV / 4-Zylinder) ging die
Rekordjagd weiter. Rosalie 3 sollte den 24-Stunden Hochgeschwindigkeitsrekord von 153 km/h
Durchschnittstempo eines Bentley überbieten. Bereits nach nur neun Stunden Fahrt kam das unerwartete
Aus für Rosalie 3.
Plakat 8CV Citroen
Dafür war Rosalie 4 umso erfolgreicher. Vom Start weg am 15. März 1933
drehte dieses Fahrzeug zuverlässig seine Runden. Ziel war es, den
Langstrecken-Weltrekord zu brechen. 300.000 km mussten hierfür geschafft
werden.
Chassis und Motor des Fahrzeugs waren unverändert aus der Serie
übernommen worden, lediglich die Karosserie wurde mit der glatten Form,
den freistehenden Rädern und dem spitz zulaufenden Heck strömungsgünstig
optimiert. Der 4-Zylindermotor mit einem Hubraum von 1.400 cm³ hatte bei
einer Drehzahl von 3.200 1/min eine Leistung von 30 PS.

Die sieben Fahrer (Lucien Marchand, César Marchand, Raphael Fortin, Marcel
Combettes, Le Roy de Presale, Alphonse Vaillant und Robert Bodecot) fuhren
jeweils fünfstündige Etappen. Nach 134 Tagen und Nächten war die 300.000
km-Marke erreicht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 93,5 km/h.
André Citroën konnte einen weiteren Erfolg für sich verbuchen. Kein einziger
Defekt konnte die Rekordfahrt von
Rosalie 4, die später als "Petite
Rosalie" in die Geschichte eingehen
sollte, stoppen.
Am Ende hatte man 296 nationale und internationale Rekorde
aufgestellt! Beeindruckender konnte man die Leistung und
Zuverlässigkeit eines Automobils nicht unter Beweis stellen. Der
Erfolg dieser Rekordfahrt spiegelte sich erwartungsgemäß kurz
danach in der Werbung und in den Verkaufszahlen wider.
André Citroën bot sogar demjenigen, dem es gelänge, die Rekorde
bis zum 1. Januar 1935 zu übertrumpfen, eine Prämie in Höhe von
3 Milliionen Franc an. Es meldete sich niemand. Einige Rekorde
wurden erst 30 Jahre später übertroffen.
AC in Rosalie sitzend
Parallel zu Rosalie 4 war ein weiteres Fahrzeug unterwegs.
Es handelte sich um den inzwischen reparierten
Rekordwagen Rosalie 3, welcher nun unter dem Namen
Rosalie 5 geführt wurde. Zwischen dem 26. April und dem
24. Mai 1933 wurde hiermit bei einer Durchschnitts-
geschwindigkeit von 119 km/h eine Strecke von 80.000
km zurückgelegt. Abermals wurden diverse Rekorde
gebrochen.
Für André Citroën hatten die Rekordfahrten mit YACCO
einen etwas bitteren Beigeschmack. In all den Jahren ist
es nicht gelungen, den Vertrag mit Mobil-Oil zu kündigen.
YACCO hingegen hielt an den Rekordfahrten mit Citroën-
Fahrzeugen fest. Anfang April 1934 wurde mit Rosalie 6,
welcher auf Rosalie 5 basierte, eine Distanz von 3.000 km
mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 km/h
zurückgelegt.
Im Juli 1934 legte der neue Citroën Traction Avant 7S Faux Cabriolet als
Rosalie 7 in sechs Tagen eine Strecke von ca. 15.000 km mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 111 km/h zurück.

Ende 1934 waren die finanziellen Probleme bei Citroën so groß geworden,
dass es zum Konkurs kam und die Firma unter der Regie von Michelin
weitergeführt wurde. Das neue Management hatte kein Interesse mehr an
den Rekordfahrten. YACCO hingegen machte noch einige Zeit mit Citroën
Fahrzeugen weiter. Diese Fahrzeuge und deren Rekorde erlangten jedoch
nie die Bekanntheit der vorherigen Fahrzeuge.
Rosalie 8 basierte auf Rosalie 6. Mit diesem Fahrzeug wurde zwischen
dem 22. und 29 Juli 1935 eine Strecke von 15.000 km bei einem
Durchschnitt von 145 km/h zurückgelegt.
Rosalie 9 basierte auf einem Traction Avant 11 Légère. Dieses Fahrzeug
verließ die Rennstrecke und legte 1936 auf öffentlichen Straßen täglich
ca. 1.500 km zurück. Am Ende waren es 100.000 störungsfreie Kilometer.
Rosalie 10 schließlich war ein auf dem Citroën 8CV basierendes Fahrzeug
mit Dieselmotor, welches zwischen dem 22. und 31. Juli 1937 20.000 km
mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 109 km/h auf dem Rundkurs
von Montlhéry absolvierte.

Hiermit endete die Rekordjagd von YACCO. Keines der Rekordfahrzeuge ist erhalten geblieben, selbst die
berühmte "Petite Rosalie" wurde verschrottet. Bei den heute gelegentlich gezeigten Rekordfahrzeugen handelt
es sich allesamt um Nachbauten.